„Im Neuen liegt das Glück des Unbekannten verborgen.“

Liebe Pfarrgemeinde in Obertrum,

Mit diesem vom französischen Schriftsteller Viktor Hugo abgewandelten Zuspruch darf ich euch meine allerersten Begrüßungsworte aus dem Exerzitienhaus des Stiftes Schlägl in Mühlviertel zukommen lassen.

In seinen Einführungsworten erzählte uns der Exerzitienleiter von seiner erfolgreichen Übersiedlung, vor allem von seiner leergewordenen alten Wohnung um das Typische an Exerzitien ,,Vacare Deo‘‘ (das ,,Leer werden für Gott‘‘) auf den Punkt zu bringen. Dabei meinte er, dass das für ihn Erfreulichste bei diesem Umzug war, die Feststellung, dass die alte Wohnung endlich mal ausgeräumt worden ist. Es ist ein Zeichen dafür, dass ein Lebenskapitel abgeschlossen ist und, dass ein Neues beginnt, mit allem, was es mitbringen wird. Anders gesagt, das Neue ist, auch wenn unbekannt, wünschenswert. So nah an dieser Erzählung vom Exerzitienleiter ist meine aktuelle Situation, denn ich werde bald bei euch in Obertrum ein neues Kapitel aufschlagen.

Alphonse Fahin ist mein Name. Ich wurde am 01. August 1987 geboren und stamme aus Togo (Westafrika). Ich habe meine Kindheit und Jugendzeit in Togo verbracht. Meiner Mutter verdanke ich besonders meine christliche Erziehung und meine Berufung zum Priester. Als Schüler einer katholischen Grundschule hatte ich die Chance schon in meiner Kindheit viel Kontakt zu Kirche und kirchlichen Tradition zu haben. Ich war Ministrant über viele Jahre. Ich kam auf den Gedanken Priester zu werden bereits in einem sehr jungen Alter. Ich war elf Jahre alt. Eines Tages begleitete ich nach der Schule, wie gewohnt, meine Mutter zu ihrer Gebetstunde in der Kirche. Nach dem Gebet begegneten wir am Schulplatz einem Schullehrer, der mein Verhalten immer beobachtete und bewunderte. Er schaute mir dieses Mal in die Augen und sagte: ,,Alphonse, du kannst Priester werden!‘‘. Die Stimme des Schullehrers war der Startpunkt meines beruflichen Weges. Im Laufe der Zeit ist natürlich mehr Tiefes in mir gewachsen. Als ich mich der Matura näherte geriet ich aber in eine Entscheidungsschwierigkeit, denn ich wollte in der Zeit auch Arzt werden. Nach weiteren Überlegungen verstand ich, dass ich berufen bin, doch Arzt zu werden, aber für die Seele. Von da an habe ich beschlossen ,,Arzt für die Seele‘‘ zu werden.

Im Jahr 2006 trat ich dann ins Priesterseminar bei den Steyler Missionaren in Togo ein, wo ich zunächst drei Jahre Philosophie studiert habe. Nach dieser ersten Phase der Ausbildung wurde ich nach Nkwatia-Kwahu in Ghana für das Noviziat geschickt. Die nächsten vier Jahre widmete ich dem Theologiestudium im Norden-Ghanas (Tamale). Nach dem dritten Jahr des theologischen Studiums machte ich ein zweijähriges ausländisches Praktikum namens OTP (Oversees Training Programm). Dies fand in Deutschland und Österreich vom Jahr 2013 bis zum Jahr 2015 statt. Das Deutsche-Sprachlernen erfolgte in Bonn. Daran anschließend machte ich das Pastoraljahr in der Pfarre in Marchtrenk (Oberösterreich). Nach diesem ausländischen Einsatz kehrte ich nach Ghana zurück und absolvierte mein Theologiestudium in St Victor‘s Major Seminary in Tamale mit Abschluss bei der affiliierten Urbaniana-Universität in Rom. Am 06. August 2016 wurde ich in Lomé (Togo) zum Priester geweiht. Ich halte das Priestertum für den größten Schatz meines Lebens. Nach 6 Monaten Einsatz als Kaplan in meiner Heimatpfarre in Agoe-Nyivé (Lomé) kam ich im März 2017 nach Österreich zurück. Die Erzdiözese Wien war mein erster Einsatzort. Da wirkte ich 3 Jahre lang als Kaplan im Pfarrverband zum Göttlichen Wort im zehnten Bezirk und als Hauptamtlicher für eine kurze Zeit im Begegnungszentrum Quo Vadis beim Stephansdom. Ich war auch für die Jugendpastoral zuständig. Seit September 2020 wirke ich im Pfarrverband Salzburg-Mitte als priesterlicher Mitarbeiter/Kooperator und widme mich dem Doktoratsstudium im Bereich Religionswissenschaft an der Universität Salzburg.

Nun steht mir eine neue Aufgabe bevor. Auf zu den Ufern des Obertrumer Seengebietes! In dieser bevorstehenden Leitungsfunktion wünsche ich mir die folgende 3G-Regel. Nicht erschrecken! Ich bringe keine Corona-Regel mit. Im Gegenteil! Die drei Gs stehen für Geduld-Gespräch-Gebet. Ich bin davon überzeugt, dass uns ein gutes Zusammenleben gelingen wird, wenn wir versuchen in Geduldiger Haltung mehr miteinander (Gespräch) und mit Gott (Gebet) zu reden. Also: Cool bleiben! Miteinander darüber reden! Und alles im Gebet tragen! Auf diesem Weg kann gemeinsam das Glück des verborgenen Unbekannten entdeckt werden.

In Vorfreude darauf grüßt euch euer neuer Pfarrer,

Alphonse Fahin